Fußball in Krasnodar
Fußball in Krasnodar wurde erstellt von Baranov
Am 27.11, als die Ausstellung «Kultur in Krasnodar» an der Staatlichen Kuban-Universität eröffnet wurde, saß ich in der Dolmetscherkabine im Fußballstadion und wartete auf die Pressekonferenz. An dem Tag spielte FC Krasnodar gegen Basel in der Europa-League. Eigentlich sollte mein wissenschaftlicher Betreuer bei der Pressekonferenz dolmetschen, doch er war eben an der Uni mit der Eröffnung der Ausstellung beschäftigt. Er hatte mich gebeten, für ihn einzuspringen. «Höchstwahrscheinlich musst du gar nichts dolmetschen», hatte er gesagt. Und das stimmte schon. Es war die Pressekonferenz des russischen Trainers und es war kein Schweizer Journalist dabei. Ich saß in der Kabine und dolmetschte alles trotzdem – für mich.
Es war schon erstaunlich. Der Raum, wo die Pressekonferenzen stattfinden, ist wie ein Bunker unter dem Stadion. Supermodern, stillvoll eingerichtet, in Schwarz, Grün und Silber. Nach dem Ende der Pressekonferenz ging ich nach Hause durch den Park neben dem Stadion. Ich musste mich fragen. Kann ich es mir vorstellen, dass es noch vor paar Jahren in dieser Gegend nichts gab? Eigentlich weiß ich nicht, was es hier gab, ich war zum ersten Mal in meinem Leben in diesem Stadtteil, weil ich wegen meines Studiums eigentlich zu wenig Zeit habe für Spaziergänge. Auf jeden Fall gab es hier noch vor einigen Jahren kein Stadion und keinen Park und man kann es sich wirklich nur sehr schwer vorstellen. Auch dass ich in der Dolmetscherkabine im Stadion saß, war unglaublich, denn ich interessiere mich für Fußball nicht. Aber in Krasnodar ist Fußball zu einem großen Thema geworden, er ist kein Sport mehr, sondern eine richtige Kultur, und das hat die Stadt einer Person zu verdanken – dem Milliardär Sergej Galitskij.
Sergej Galitskij war Gründer und langjähriger Inhaber der Supermarktkette «Magnit». Er hat in den 90-er Jahren mit einem kleinen Supermarkt in Krasnodar angefangen, seine Kette ist inzwischen zu einem der größten Einzelhandelsunternehmen in Russland gewachsen. Er ist einer der reichsten Männer in Russland und – erstaunlich – einer der beliebtesten. Denn anders als viele weltbekannte Russen kauft er keine Klubs in England, keine Jachten auf der Karibik und organisiert keine Partys in den französischen Alpen. Stattdessen investiert er in seine Heimatstadt Krasnodar und in den russischen Sport. Vor ein paar Jahren verkaufte er den Hauptanteil seiner Aktien und widmete sich seinem großen Hobby.
2009 gründete er den Fußballverein FC Krasnodar. Schnell stieg die junge Mannschaft in die Premier-Liga (russische Bundesliga) auf und wurde bei den Fans beliebt. Für seine Mannschaft hat er ein höchstmodernes neues Stadion errichten lassen, das inzwischen eine Visitenkarte der Stadt ist. Es erinnert zugleich an das Kolosseum in Rom und das Olympiastadion in Berlin, aber es hat trotzdem seinen eigenen Charme. Bereits das erste Spiel von FC Krasnodar im neuen Stadion war ausverkauft. Die Mannschaft verlor damals gegen Schalke 04 in der Europa-League. Was aber als Neugier begann, entwickelte sich zu einer Tradition. Die ersten Besucher gingen ins Stadion, weil sie das Bauwerk selbst sehen wollten, nicht die Mannschaft. Und die Heimspiele gegen die weniger bekannten Gegner der Premier-Liga waren nicht so gut besucht. Das hat sich verändert, der Verein hat jetzt eine große Fangemeinschaft.
Um das Stadion herum hat Sergej Galistikij einen riesengroßen Park anlegen lassen – ebenfalls höchst modern und stillvoll. Es ist schwer ihn mit den richtigen Worten zu beschreiben, lieber soll man sich die Bilder anschauen oder am besten mit seinen eigenen Augen die Anlage sehen. Im Park gibt es verschiedene Zonen – für Familien und Kinder etwa oder für Sportler. Es gibt ein schickes Cafe, eine Burger-Bar und ein kleines Kaffeehaus. Im Amphitheater des Parks werden Auswärtsspiele von FC Krasnodar sowie nationale Spiele live übertragen. Und im Sommer verwandelt es sich in ein Kino – hier werden die Filmklassiker gezeigt.
Der Park ist immer sehr gut besucht. Die einzige Tageszeit, in der man relativ ruhig spazieren gehen kann, ist der Morgen. Sonst sieht man immer sehr viele Menschen da. Besonders in der Dunkelheit, wenn der Park und das Stadion schön beleuchtet sind, ist der Park ein richtiger Besuchermagnet.
Die Bewohner der Stadt nennen den Park «Galitskij Park» nach dem Namen seines «Schöpfers», obwohl der Park eigentlich gar keinen offiziellen Namen hat. Aber Sergej Galitskij hat in der Stadt den besten Ruf. Es gab sogar eine Bürgerinitiative, eine der Straßen der Stadt nach ihm zu nennen – Galitskij lehnte den Vorschlag dankend ab. Der Personenkult ist bestimmt nicht seine Sache.
Text: Artem Baranov
Fotos: Sergey Bychkov
Es war schon erstaunlich. Der Raum, wo die Pressekonferenzen stattfinden, ist wie ein Bunker unter dem Stadion. Supermodern, stillvoll eingerichtet, in Schwarz, Grün und Silber. Nach dem Ende der Pressekonferenz ging ich nach Hause durch den Park neben dem Stadion. Ich musste mich fragen. Kann ich es mir vorstellen, dass es noch vor paar Jahren in dieser Gegend nichts gab? Eigentlich weiß ich nicht, was es hier gab, ich war zum ersten Mal in meinem Leben in diesem Stadtteil, weil ich wegen meines Studiums eigentlich zu wenig Zeit habe für Spaziergänge. Auf jeden Fall gab es hier noch vor einigen Jahren kein Stadion und keinen Park und man kann es sich wirklich nur sehr schwer vorstellen. Auch dass ich in der Dolmetscherkabine im Stadion saß, war unglaublich, denn ich interessiere mich für Fußball nicht. Aber in Krasnodar ist Fußball zu einem großen Thema geworden, er ist kein Sport mehr, sondern eine richtige Kultur, und das hat die Stadt einer Person zu verdanken – dem Milliardär Sergej Galitskij.
Sergej Galitskij war Gründer und langjähriger Inhaber der Supermarktkette «Magnit». Er hat in den 90-er Jahren mit einem kleinen Supermarkt in Krasnodar angefangen, seine Kette ist inzwischen zu einem der größten Einzelhandelsunternehmen in Russland gewachsen. Er ist einer der reichsten Männer in Russland und – erstaunlich – einer der beliebtesten. Denn anders als viele weltbekannte Russen kauft er keine Klubs in England, keine Jachten auf der Karibik und organisiert keine Partys in den französischen Alpen. Stattdessen investiert er in seine Heimatstadt Krasnodar und in den russischen Sport. Vor ein paar Jahren verkaufte er den Hauptanteil seiner Aktien und widmete sich seinem großen Hobby.
2009 gründete er den Fußballverein FC Krasnodar. Schnell stieg die junge Mannschaft in die Premier-Liga (russische Bundesliga) auf und wurde bei den Fans beliebt. Für seine Mannschaft hat er ein höchstmodernes neues Stadion errichten lassen, das inzwischen eine Visitenkarte der Stadt ist. Es erinnert zugleich an das Kolosseum in Rom und das Olympiastadion in Berlin, aber es hat trotzdem seinen eigenen Charme. Bereits das erste Spiel von FC Krasnodar im neuen Stadion war ausverkauft. Die Mannschaft verlor damals gegen Schalke 04 in der Europa-League. Was aber als Neugier begann, entwickelte sich zu einer Tradition. Die ersten Besucher gingen ins Stadion, weil sie das Bauwerk selbst sehen wollten, nicht die Mannschaft. Und die Heimspiele gegen die weniger bekannten Gegner der Premier-Liga waren nicht so gut besucht. Das hat sich verändert, der Verein hat jetzt eine große Fangemeinschaft.
Um das Stadion herum hat Sergej Galistikij einen riesengroßen Park anlegen lassen – ebenfalls höchst modern und stillvoll. Es ist schwer ihn mit den richtigen Worten zu beschreiben, lieber soll man sich die Bilder anschauen oder am besten mit seinen eigenen Augen die Anlage sehen. Im Park gibt es verschiedene Zonen – für Familien und Kinder etwa oder für Sportler. Es gibt ein schickes Cafe, eine Burger-Bar und ein kleines Kaffeehaus. Im Amphitheater des Parks werden Auswärtsspiele von FC Krasnodar sowie nationale Spiele live übertragen. Und im Sommer verwandelt es sich in ein Kino – hier werden die Filmklassiker gezeigt.
Der Park ist immer sehr gut besucht. Die einzige Tageszeit, in der man relativ ruhig spazieren gehen kann, ist der Morgen. Sonst sieht man immer sehr viele Menschen da. Besonders in der Dunkelheit, wenn der Park und das Stadion schön beleuchtet sind, ist der Park ein richtiger Besuchermagnet.
Die Bewohner der Stadt nennen den Park «Galitskij Park» nach dem Namen seines «Schöpfers», obwohl der Park eigentlich gar keinen offiziellen Namen hat. Aber Sergej Galitskij hat in der Stadt den besten Ruf. Es gab sogar eine Bürgerinitiative, eine der Straßen der Stadt nach ihm zu nennen – Galitskij lehnte den Vorschlag dankend ab. Der Personenkult ist bestimmt nicht seine Sache.
Text: Artem Baranov
Fotos: Sergey Bychkov
4 Jahre 10 Monate her
#82
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Ladezeit der Seite: 0.271 Sekunden