Was für "Ein Theater"?
Was für "Ein Theater"? wurde erstellt von Stacey
Viele Städte können behaupten, dass sie unabhängige Theater haben, aber Krasnodar kann darauf stolz sein, dass sie „Ein Theater“ hat – eines der drei größten unabhängigen Theater in Russland. Am 13. Oktober gab „Ein Theater“ das letzte Schauspiel vor dem Umzug – Die Beichte. Das ist eine Geschichte über junge Leute, fast Kinder, die auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs geschickt wurden. Ein durchdringendes, aufrichtiges, tiefes Schauspiel über Standhaftigkeit, Lebenslust und wahre Freundschaft, die nur unter Bedingungen der tödlichen Gefahr stärker werden.
Wir hatten eine wunderbare Möglichkeit die letzte Aufführung des Schauspiels zu sehen und mit Arsenij Vogelew, einem der Gründer und Schauspieler des Theaters, zu sprechen. Herr Vogelew spielte auch im Schauspiel und er stimmte freundlicherweise zu, unsere Fragen direkt danach zu beantworten.
Reporterin Anastasia: Sie haben in diesem Raum, der für „Ein Theater“ ein heimisches Gebäude ist, gespielt, nicht ein oder zwei Dutzend Schauspiele, aber heute müssen die Empfindungen etwas Besonderes gewesen sein. Wie war es zu begreifen, dass der Applaus zum letzten Mal eben auf dieser Bühne erklang?
Arsenij: Ehrlich gesagt, habe ich schon im letzten Moment daran gedacht, ganz am Ende habe ich mit dem Applaus aufgehört und gesagt, dass wir umziehen, dass die Geschichte des Theaters in diesem Gebäude zu Ende ist. Im Großen und Ganzen bin ich kein Anhänger einer ehrfürchtigen Haltung gegen über solchen Ereignissen - ein Schauspiel ist ein Schauspiel, es ist eine bestimmte Art von Arbeit. Ich habe verstanden, dass heute der letzte Tag war, aber ich kann nicht sagen, dass ich wie beim letzten Mal gespielt habe.
Reporterin Lyubov: Wie würden Sie die Emotionen beschreiben, wenn Sie die Bühne verlassen, nachdem Sie das Schauspiel beendet haben? Ob ich verstehe, dass sie sich im Laufe der Zeit verändern.
A: Vielleicht ja, am Anfang war ich sowohl vor als auch nach dem Spiel aufgeregt, aber jetzt vergeht es. Ich persönlich habe ein Erleichterungsgefühl, wenn ich die Bühne verlasse. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, sie können zum Beispiel Momente der Euphorie haben. Jemand sagt, dass die Szene heilt und es möglicherweise die Wahrheit darin gibt. Aber ich möchte sagen, dass ich in einem bestimmten Zeitraum weder Angst noch Aufregung habe. Und soweit ich mich erinnere, gab es noch bei mir nie solche Gefühle. Ich war nur dann aufgeregt, wenn ich merkte, dass etwas schief lief.
RL: Und wenn doch etwas schief läuft. Was machen Sie, improvisieren?
A: Ja, man muss sich herauswinden. Natürlich ist man die ganze Zeit auf der Bühne konzentriert und aufmerksam, selbst wenn man im Leben zerstreut ist. Ein guter Schauspieler kann den Ausweg sehr schnell finden. Ich erinnere mich nicht an solche Situationen, wenn ich in denen nicht wusste was zu machen ist. Alles hat gut funktioniert. Aber es gab viele verschiedene Situationen mit älteren Schauspielern des Drama-Theaters. Dass sie zum Beispiel den Text vergessen haben. *lacht* Aber das sind Arbeitssituationen.
RA: Sie sind einer der Gründer von „Ein Theater“. Ist es Ihr einziges Projekt?
A: Sehen Sie, die Projektaktivität ist ziemlich spontan, und wir haben „Ein Theater“ als etwas begonnen, bei dem keine klare Linie vorgesehen wurde. Mit anderen Worten, wir wussten nicht, wohin sie uns führen wurde. Im Sinne des Theaters hatte ich keine anderen Projekte, und man kann sagen, dass das meine einzige große Idee ist.
RL: Dann die nächste Frage. Wo liegt der Unterschied für Sie persönlich zwischen dem Spiel auf der Bühne des Drama-Theaters und des „Ein Theaters“. Gibt es einen grundsätzlichen Unterschied?
A: Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Aber ich kann feststellen, dass im Drama-Theater alles besser organisiert ist, und das ist vielleicht nicht immer gut. Es scheint mir, dass das Theater immer noch ein Moment einer leichten Form von Verantwortungslosigkeit ist. Dies ist nicht in dem Sinne, dass es uns egal ist und wir nichts tun. Nein. Aber das Schauspiel selbst, ... Theater in Russland kam von wandernden Komödianten. Sie sagten die Wahrheit in einer komischen Form, welche später missbraucht würde. Und genau das scheint mir, dass modernes Theater diese Tatsache versäumt, und eben diese Leichtigkeit und ein wenig Verantwortungslosigkeit mitbringt. Weil Sie denken: "Ich werde jetzt ein solches Schauspiel aufführen, aber wie werden die Behörden darauf reagieren?" Sowieso besteht die Angst, getadelt zu werden. Und meiner Meinung nach, muss es im Theater ein Mangel an Angst geben. Die Zensur sollte nur innerhalb des Theaters sein. Man muss verstehen, was getan werden darf und was nicht. Ich habe die Frage bereits vergessen, aber das ist die Antwort.
RL: Ich habe spontan eine andere Frage. Was würden Sie nie auf die Bühne von „Ein Theater“ bringen?
A: Eine schwere Frage. Solche Theaterstücke gibt es, aber ich kenne die nicht. Man kann alles mögliches aufführen. Zu uns ist ein Regisseur gekommen. Er heißt Dmitrij Wolkostrelow, ein mehrfach Nominierter und Gewinner der Goldenen Maske (Die Goldene Maske ist ein alljährlich in Moskau verliehener national-russischer Theaterpreis - Wikipedia). Und er beeindruckt mich sehr. Ehrlich gesagt, habe ich in meiner langjährige Karriere zum ersten Mal so einen Regisseur getroffen, von dem ich bereit bin zu sagen, dass ich mich dümmer fühle. Denn normalerweise ist es umgekehrt. Und dieser Mann tut vollkommen unmögliche Dinge, aber nicht für das allgemeine Publikum. Man sieht sich seine Schauspiele an und findet keine besondere Handlung dort. Ein gewöhnlicher Zuschauer wird nicht daran interessiert sein, dies zu betrachten. Aber der Regisseur entwickelt das Theater, er lässt das derzeit verknöcherte Theater eine moderne Form annehmen und nie seine Relevanz verlieren. Dmitrij versucht es zu ändern und das ist toll.
Und zurück zu der Frage, was ich nie bringen würde. Ich würde nie das aufführen, dass das Theater „zurückziehen” kann. Dies ist eine Sache der Ästhetik. Ich denke, es sei unmöglich, die Ästhetik der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts im 21. Jahrhundert beizubehalten, und leider geschieht dies im Theater. Auf diese Weise kann man die Zeit nicht stoppen, was gleichbedeutend ist – zurückzuziehen. Ich würde das nicht zulassen ... aber ich habe das zugelassen. *lacht*
RA: Wir sind sicher, dass „Ein Theater“ sich an einige besondere Ereignisse erinnert, die nach Aufführungen passierten, zum Beispiel nach dem Schauspiel Die Braut?
A: Ja, das war es, aber sie vermischten sich alle zu einem. Ich kann sagen, dass es nicht ein oder zwei Dutzend von ihnen gab. Es gab komische Fälle, in denen Leute nach bestimmten Schauspielen baten, einen Heiratsantrag zu machen, und wir sagten, dies sei nicht die beste Wahl.
RA: Spontane Frage. Auf Ihrer Webseite steht, dass das Theater bereit ist Schauspiele für bestimmte kleine Gruppen von Zuschauern aufführen. Wie oft wird bei Ihnen so was „bestellt“?
A: Das wird nicht so oft gemacht und ich denke, das sei nicht sehr gut. Bei den Firmenbesuchen im Theater geht es immer nicht ums Theater, sondern eher um ein Betriebsfest. Meiner Meinung nach, ist es eine sinnlose Sache. Es scheint mir, dass man ins Theater allein gehen soll. Es ist sozusagen eine persönliche Angelegenheit. Ich erinnere mich an solche Betriebsfeste – jemand kommt betrunken und redet die ganze Zeit. Das ist nicht gut, aber wir organisieren diese Betriebsfeste nichtsdestoweniger. Letztendlich, sind wir ein unabhängiges Theater, niemand finanziert uns.
RA: Haben Sie jemals mit ausländischen Regisseuren zusammengearbeitet und planen Sie vielleicht eine Tournee in das Ausland?
A: Nein, das haben wir noch nicht gemacht, aber vielleicht fahren wir nächstes Jahr vor dem Neujahr nach Deutschland. Wissen Sie, wenn wir kein Theater mit einer solchen Verantwortung wären, würden wir öfter reisen. Letztendlich sind wir einer der größten unabhängigen Theater des Landes. Aufgrund dieser Verantwortung gibt es einfach keine Möglichkeit, auf Tour zu gehen oder an Festivals teilzunehmen. Wir stellen natürlich Anträge für die Goldene Maske, aber dies ist das Maximum, das wir tun, und das ist nicht immer der Fall. Letztes Jahr haben wir es versucht, in die Long-Liste einzusteigen. Dieses Jahr können wir mit dem Schauspiel Leben der Toten an einem Festival teilnehmen. Jetzt ist alles bei einer solchen Entwicklung der Beziehungen kompliziert. Wir brauchen eine Person, vielleicht sogar eine Gruppe von Menschen, dass zu organisieren.
RL: Eine unangenehme Frage jetzt.
A:Oh ja bitte, sie sind meine Favoriten. Wir mussten damit beginnen. *lacht*
RL: Das katastrophalste Schauspiel in Ihrer ganzen Schauspielkarriere?
A: Im „Ein Theater“ ist dies das Schauspiel Medea, wahrscheinlich weil die meisten Zuschauer es verlassen haben. Ja, und ich mag das Schauspiel auch nicht besonders. Obwohl es für mich sehr schwierig ist davon zu sprechen.
RL: Sie können nicht wählen?
A: Denn vor allem gefällt mir nicht, was ich tue. Manchmal weniger, meistens aber gar nicht.
RA: Es sieht aus wie eine Sonderheit eines echten Künstlers.
A: Ich denke so nicht. Viele Leute sagen mir, dass die Schauspiele gut sind, aber ich stimme selten zu. Ich erinnere mich daran, was man mir einmal gesagt hat: “Schauspiele sind wie Kinder. Es kommt vor, dass du ein hässliches Kind auf die Welt gebracht hast, aber das bedeutet nicht, dass du ihn nicht lieben musst.“
RA: Gibt es viele Leute, die Ihnen beim Umzug helfen?
A: Ja, es kommen Freiwillige, im Grunde dieselben. Grob gesagt, 10 Personen, von denen zwei immer bereit sind uns zu helfen. Sie bieten auch finanzielle Unterstützungan, ein Zuschauer gabuns 200 Tausend Rubel. Insgesamt haben wir ungefähr dreihunderttausend gesammelt.
RL: Zweihunderttausend ist ein ziemlich großzügiges Geschenk, und wir denken, dass dies Ihre Arbeit perfekt charakterisiert.
A: Ja, es ist auf jeden Fall schön, wenn die Leute nicht gleichgültig sind.
RL: Wir haben im Internet nichts über die Geschichte des „Ein Theaters“ gefunden, als wir uns auf das Interview vorbereitet hatten. Erzählen Sie bitte seine Geschichte.
A: Alles begann spontan. Eine Person, die einen großen Einfluss auf dem Gebiet des Theaters hat, hatte mir damit geholfen. Ich denke nicht, dass ich seinen Namen erwähnen soll. Er hat mich inspiriert und ein paar neue Ideen gegeben. Wir hatten sogar angefangen, etwas zu proben, und dann habe ich mich mit Kollegen vom Drama-Theater – Witalij Borisow und Alexei Mosolow – vereint. Wir haben das Stück „Die Braut“ geschrieben und angefangen, unser eigenes Theater zu gründen. Und am 27. August 2012 hat die Premiere stattgefunden. Ein Jahr später haben wir diesen Raum gefunden und schließlich umgezogen. 2013 haben wir unsere aktive Arbeit aufgenommen. Heute arbeiten rund 70 Menschen bei uns.
RA: Wann und warum haben Sie zum ersten Mal über einen Umzug gedacht?
A: Nun, als wir eingezogen waren, waren wir jung und grün. Wir blieben dort, weil uns der Raum gefiel - geräumig und groß. Und vor kurzem gab es zu viele Inspektionen von dem Behörden. In diesem Raum wurden keine besonderen Bedingungen geschaffen. Deshalb sind wir gezwungen umzuziehen.
RL: Beenden Sie bitte unser Interview mit einem Zitat oder Gedanken.
A: Søren Kierkegaard hat gesagt: “Ich mache alles, um einen Menschen zum Nachdenken zu bringen”.
Anastasia Toropko, Lyubov Siniagovskaya
Wir hatten eine wunderbare Möglichkeit die letzte Aufführung des Schauspiels zu sehen und mit Arsenij Vogelew, einem der Gründer und Schauspieler des Theaters, zu sprechen. Herr Vogelew spielte auch im Schauspiel und er stimmte freundlicherweise zu, unsere Fragen direkt danach zu beantworten.
Reporterin Anastasia: Sie haben in diesem Raum, der für „Ein Theater“ ein heimisches Gebäude ist, gespielt, nicht ein oder zwei Dutzend Schauspiele, aber heute müssen die Empfindungen etwas Besonderes gewesen sein. Wie war es zu begreifen, dass der Applaus zum letzten Mal eben auf dieser Bühne erklang?
Arsenij: Ehrlich gesagt, habe ich schon im letzten Moment daran gedacht, ganz am Ende habe ich mit dem Applaus aufgehört und gesagt, dass wir umziehen, dass die Geschichte des Theaters in diesem Gebäude zu Ende ist. Im Großen und Ganzen bin ich kein Anhänger einer ehrfürchtigen Haltung gegen über solchen Ereignissen - ein Schauspiel ist ein Schauspiel, es ist eine bestimmte Art von Arbeit. Ich habe verstanden, dass heute der letzte Tag war, aber ich kann nicht sagen, dass ich wie beim letzten Mal gespielt habe.
Reporterin Lyubov: Wie würden Sie die Emotionen beschreiben, wenn Sie die Bühne verlassen, nachdem Sie das Schauspiel beendet haben? Ob ich verstehe, dass sie sich im Laufe der Zeit verändern.
A: Vielleicht ja, am Anfang war ich sowohl vor als auch nach dem Spiel aufgeregt, aber jetzt vergeht es. Ich persönlich habe ein Erleichterungsgefühl, wenn ich die Bühne verlasse. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, sie können zum Beispiel Momente der Euphorie haben. Jemand sagt, dass die Szene heilt und es möglicherweise die Wahrheit darin gibt. Aber ich möchte sagen, dass ich in einem bestimmten Zeitraum weder Angst noch Aufregung habe. Und soweit ich mich erinnere, gab es noch bei mir nie solche Gefühle. Ich war nur dann aufgeregt, wenn ich merkte, dass etwas schief lief.
RL: Und wenn doch etwas schief läuft. Was machen Sie, improvisieren?
A: Ja, man muss sich herauswinden. Natürlich ist man die ganze Zeit auf der Bühne konzentriert und aufmerksam, selbst wenn man im Leben zerstreut ist. Ein guter Schauspieler kann den Ausweg sehr schnell finden. Ich erinnere mich nicht an solche Situationen, wenn ich in denen nicht wusste was zu machen ist. Alles hat gut funktioniert. Aber es gab viele verschiedene Situationen mit älteren Schauspielern des Drama-Theaters. Dass sie zum Beispiel den Text vergessen haben. *lacht* Aber das sind Arbeitssituationen.
RA: Sie sind einer der Gründer von „Ein Theater“. Ist es Ihr einziges Projekt?
A: Sehen Sie, die Projektaktivität ist ziemlich spontan, und wir haben „Ein Theater“ als etwas begonnen, bei dem keine klare Linie vorgesehen wurde. Mit anderen Worten, wir wussten nicht, wohin sie uns führen wurde. Im Sinne des Theaters hatte ich keine anderen Projekte, und man kann sagen, dass das meine einzige große Idee ist.
RL: Dann die nächste Frage. Wo liegt der Unterschied für Sie persönlich zwischen dem Spiel auf der Bühne des Drama-Theaters und des „Ein Theaters“. Gibt es einen grundsätzlichen Unterschied?
A: Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Aber ich kann feststellen, dass im Drama-Theater alles besser organisiert ist, und das ist vielleicht nicht immer gut. Es scheint mir, dass das Theater immer noch ein Moment einer leichten Form von Verantwortungslosigkeit ist. Dies ist nicht in dem Sinne, dass es uns egal ist und wir nichts tun. Nein. Aber das Schauspiel selbst, ... Theater in Russland kam von wandernden Komödianten. Sie sagten die Wahrheit in einer komischen Form, welche später missbraucht würde. Und genau das scheint mir, dass modernes Theater diese Tatsache versäumt, und eben diese Leichtigkeit und ein wenig Verantwortungslosigkeit mitbringt. Weil Sie denken: "Ich werde jetzt ein solches Schauspiel aufführen, aber wie werden die Behörden darauf reagieren?" Sowieso besteht die Angst, getadelt zu werden. Und meiner Meinung nach, muss es im Theater ein Mangel an Angst geben. Die Zensur sollte nur innerhalb des Theaters sein. Man muss verstehen, was getan werden darf und was nicht. Ich habe die Frage bereits vergessen, aber das ist die Antwort.
RL: Ich habe spontan eine andere Frage. Was würden Sie nie auf die Bühne von „Ein Theater“ bringen?
A: Eine schwere Frage. Solche Theaterstücke gibt es, aber ich kenne die nicht. Man kann alles mögliches aufführen. Zu uns ist ein Regisseur gekommen. Er heißt Dmitrij Wolkostrelow, ein mehrfach Nominierter und Gewinner der Goldenen Maske (Die Goldene Maske ist ein alljährlich in Moskau verliehener national-russischer Theaterpreis - Wikipedia). Und er beeindruckt mich sehr. Ehrlich gesagt, habe ich in meiner langjährige Karriere zum ersten Mal so einen Regisseur getroffen, von dem ich bereit bin zu sagen, dass ich mich dümmer fühle. Denn normalerweise ist es umgekehrt. Und dieser Mann tut vollkommen unmögliche Dinge, aber nicht für das allgemeine Publikum. Man sieht sich seine Schauspiele an und findet keine besondere Handlung dort. Ein gewöhnlicher Zuschauer wird nicht daran interessiert sein, dies zu betrachten. Aber der Regisseur entwickelt das Theater, er lässt das derzeit verknöcherte Theater eine moderne Form annehmen und nie seine Relevanz verlieren. Dmitrij versucht es zu ändern und das ist toll.
Und zurück zu der Frage, was ich nie bringen würde. Ich würde nie das aufführen, dass das Theater „zurückziehen” kann. Dies ist eine Sache der Ästhetik. Ich denke, es sei unmöglich, die Ästhetik der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts im 21. Jahrhundert beizubehalten, und leider geschieht dies im Theater. Auf diese Weise kann man die Zeit nicht stoppen, was gleichbedeutend ist – zurückzuziehen. Ich würde das nicht zulassen ... aber ich habe das zugelassen. *lacht*
RA: Wir sind sicher, dass „Ein Theater“ sich an einige besondere Ereignisse erinnert, die nach Aufführungen passierten, zum Beispiel nach dem Schauspiel Die Braut?
A: Ja, das war es, aber sie vermischten sich alle zu einem. Ich kann sagen, dass es nicht ein oder zwei Dutzend von ihnen gab. Es gab komische Fälle, in denen Leute nach bestimmten Schauspielen baten, einen Heiratsantrag zu machen, und wir sagten, dies sei nicht die beste Wahl.
RA: Spontane Frage. Auf Ihrer Webseite steht, dass das Theater bereit ist Schauspiele für bestimmte kleine Gruppen von Zuschauern aufführen. Wie oft wird bei Ihnen so was „bestellt“?
A: Das wird nicht so oft gemacht und ich denke, das sei nicht sehr gut. Bei den Firmenbesuchen im Theater geht es immer nicht ums Theater, sondern eher um ein Betriebsfest. Meiner Meinung nach, ist es eine sinnlose Sache. Es scheint mir, dass man ins Theater allein gehen soll. Es ist sozusagen eine persönliche Angelegenheit. Ich erinnere mich an solche Betriebsfeste – jemand kommt betrunken und redet die ganze Zeit. Das ist nicht gut, aber wir organisieren diese Betriebsfeste nichtsdestoweniger. Letztendlich, sind wir ein unabhängiges Theater, niemand finanziert uns.
RA: Haben Sie jemals mit ausländischen Regisseuren zusammengearbeitet und planen Sie vielleicht eine Tournee in das Ausland?
A: Nein, das haben wir noch nicht gemacht, aber vielleicht fahren wir nächstes Jahr vor dem Neujahr nach Deutschland. Wissen Sie, wenn wir kein Theater mit einer solchen Verantwortung wären, würden wir öfter reisen. Letztendlich sind wir einer der größten unabhängigen Theater des Landes. Aufgrund dieser Verantwortung gibt es einfach keine Möglichkeit, auf Tour zu gehen oder an Festivals teilzunehmen. Wir stellen natürlich Anträge für die Goldene Maske, aber dies ist das Maximum, das wir tun, und das ist nicht immer der Fall. Letztes Jahr haben wir es versucht, in die Long-Liste einzusteigen. Dieses Jahr können wir mit dem Schauspiel Leben der Toten an einem Festival teilnehmen. Jetzt ist alles bei einer solchen Entwicklung der Beziehungen kompliziert. Wir brauchen eine Person, vielleicht sogar eine Gruppe von Menschen, dass zu organisieren.
RL: Eine unangenehme Frage jetzt.
A:Oh ja bitte, sie sind meine Favoriten. Wir mussten damit beginnen. *lacht*
RL: Das katastrophalste Schauspiel in Ihrer ganzen Schauspielkarriere?
A: Im „Ein Theater“ ist dies das Schauspiel Medea, wahrscheinlich weil die meisten Zuschauer es verlassen haben. Ja, und ich mag das Schauspiel auch nicht besonders. Obwohl es für mich sehr schwierig ist davon zu sprechen.
RL: Sie können nicht wählen?
A: Denn vor allem gefällt mir nicht, was ich tue. Manchmal weniger, meistens aber gar nicht.
RA: Es sieht aus wie eine Sonderheit eines echten Künstlers.
A: Ich denke so nicht. Viele Leute sagen mir, dass die Schauspiele gut sind, aber ich stimme selten zu. Ich erinnere mich daran, was man mir einmal gesagt hat: “Schauspiele sind wie Kinder. Es kommt vor, dass du ein hässliches Kind auf die Welt gebracht hast, aber das bedeutet nicht, dass du ihn nicht lieben musst.“
RA: Gibt es viele Leute, die Ihnen beim Umzug helfen?
A: Ja, es kommen Freiwillige, im Grunde dieselben. Grob gesagt, 10 Personen, von denen zwei immer bereit sind uns zu helfen. Sie bieten auch finanzielle Unterstützungan, ein Zuschauer gabuns 200 Tausend Rubel. Insgesamt haben wir ungefähr dreihunderttausend gesammelt.
RL: Zweihunderttausend ist ein ziemlich großzügiges Geschenk, und wir denken, dass dies Ihre Arbeit perfekt charakterisiert.
A: Ja, es ist auf jeden Fall schön, wenn die Leute nicht gleichgültig sind.
RL: Wir haben im Internet nichts über die Geschichte des „Ein Theaters“ gefunden, als wir uns auf das Interview vorbereitet hatten. Erzählen Sie bitte seine Geschichte.
A: Alles begann spontan. Eine Person, die einen großen Einfluss auf dem Gebiet des Theaters hat, hatte mir damit geholfen. Ich denke nicht, dass ich seinen Namen erwähnen soll. Er hat mich inspiriert und ein paar neue Ideen gegeben. Wir hatten sogar angefangen, etwas zu proben, und dann habe ich mich mit Kollegen vom Drama-Theater – Witalij Borisow und Alexei Mosolow – vereint. Wir haben das Stück „Die Braut“ geschrieben und angefangen, unser eigenes Theater zu gründen. Und am 27. August 2012 hat die Premiere stattgefunden. Ein Jahr später haben wir diesen Raum gefunden und schließlich umgezogen. 2013 haben wir unsere aktive Arbeit aufgenommen. Heute arbeiten rund 70 Menschen bei uns.
RA: Wann und warum haben Sie zum ersten Mal über einen Umzug gedacht?
A: Nun, als wir eingezogen waren, waren wir jung und grün. Wir blieben dort, weil uns der Raum gefiel - geräumig und groß. Und vor kurzem gab es zu viele Inspektionen von dem Behörden. In diesem Raum wurden keine besonderen Bedingungen geschaffen. Deshalb sind wir gezwungen umzuziehen.
RL: Beenden Sie bitte unser Interview mit einem Zitat oder Gedanken.
A: Søren Kierkegaard hat gesagt: “Ich mache alles, um einen Menschen zum Nachdenken zu bringen”.
Anastasia Toropko, Lyubov Siniagovskaya
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