"Blumen und Blütenblätter" im Kaffeehaus „Tschechow“

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"Frühling im Herbst" - das ist es, was einem in den Sinn kommt, wenn man die Ausstellung von Walerii Skriptschenkow im gemütlichen und stimmungsvollen Kaffeehaus „Tschechow“ besucht. Wir konnten natürlich nicht vorbeigehen und fragten den Künstler, was ihn zu neuen Werken inspiriert, wann und warum er sein Leben mit der Kunst verbunden hat und was seine kreativen Pläne für die Zukunft sind.⠀⠀Alina: Walerii, guten Tag! Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung Ihrer neuen Ausstellung. Ihre Werke passen zweifellos sehr gut in das Interieur des Kaffeehauses "Tschechow". Sagen Sie uns bitte, wie lange Sie sich schon mit Kunst beschäftigen und in welchem Stil Sie sich entwickeln?⠀⠀Walerii Skriptschenkow: Ich habe vor 7 Jahren, also im Jahr 2015, angefangen, Avantgarde-Kunst zu machen. Es war an Silvester. Ich feiere dieses Fest nicht, und in dieser Nacht wollte ich etwas schaffen, etwas für Menschen tun. Ich nehme immer an vielen Veranstaltungen teil und lese viel Literatur. Seit 2011 interessiere ich mich für Ausstellungen. Irgendwann wurde es mir langweilig, diese nur als Gast zu besuchen. Ich esse da, trinke den Wein... aber ob ich einen Beitrag zu einer Ausstellung leisten könnte? Dann wollte ich auch den Menschen etwas geben und habe 2015 meine erste Ausstellung im Zentrum für moderne Kunst „Tipografia“ organisiert. Es gab TV-Journalisten, ich wurde interviewt und es wurden drei Artikel über mich geschrieben. Den Leuten hat es gefallen, warum also nicht weitermachen? Und so ging es immer weiter... Ich wechselte zu anderen Veranstaltungsorten, wo meine Werke ebenfalls gut aufgenommen wurden.⠀⠀A: Sie sagten, das Hauptziel bei der Schaffung von Werken sei es, den Menschen etwas zu geben. Und was sind Ihre weiteren Motivations- und Inspirationsquellen? Wie kommen Sie auf die Ideen für Ausstellungen wie diese? Wie wählen Sie Ihre Materialien, Farben und Techniken aus?⠀⠀W: Meistens kommt es aus dem Kopf, aber auch, wenn man sich die Arbeiten anderer Leute ansieht. Ich schaue mir viele Ausstellungen an und sehe, welche Kunst schon da war und was nicht wiederholt werden sollte. Wie der große Arkady Raikin zu sagen pflegte: "Wenn ein Werk seinen eigenen Autor hat, warum es wiederholen? i]Anmerkung: A.I. Raikin war ein sowjetischer Varieté-, Theater- und Filmkünstler, Theaterregisseur, Schriftsteller und Satiriker[/i Und noch besser sagte der große Camille Corot: "Es ist besser, in Armut zu leben, als mit Wiederholungen zu spekulieren" i]Anmerkung: Camille Corot - französischer Maler und Graveur[/i. Also entscheide ich mich dafür, meine Leidenschaft mit dem zu verbinden, was ich in der Kunst nicht sehe, und genau das tue ich. Die Werke in meiner Ausstellung beschäftigen sich gerade mit diesem Thema. Aber das ist nur ein winziger Teil, mehr können Sie auf meiner Facebook-Seite sehen.⠀⠀A: Walerii, und wie wählen Sie die Orte für Ihre Ausstellungen aus?⠀⠀W: In sieben Jahren habe ich höchstens zwei Mal in derselben Halle ausgestellt. Es handelte sich um das Kulturzentrum „ZIR“ und das Zentrum für moderne Kunst „Tipografia“. Ich schlage den Leuten vor, jedes Mal einen anderen Ort zu besuchen, und ich versuche, meine Ausstellungen nicht mehrmals im selben Raum zu organisieren. Ich bin zum Beispiel in das Kaffeehaus „Tschechow“ gekommen, weil ich mich für Kunstbücher interessierte. Wir kamen mit dem Besitzer ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass er Ausstellungen liebte, also schlug ich ihm vor, seine Räumlichkeiten zu dekorieren. Ich habe ihm meine Facebook-Seite gezeigt und so hat es angefangen. Aber es gibt auch Räume, die nicht meinen Vorstellungen oder meinem Stil entsprechen.⠀⠀A: Und erzählen Sie bitte uns mehr über die Ausstellung, die jetzt hier im Kaffeehaus „Tschechow“ stattfindet. Was ist ihr Konzept?⠀⠀W: Beginnen wir mit dem Thema "Blumen und Blütenblätter". Es handelt sich um Collagen aus getrockneten Kräutern, Blumen und Blütenblättern. Blütenblätter von großen Blumen: Tulpen, Rosen, Nelken, Schwertlilien. Der technische Effekt ist hier sehr wichtig: Die Blütenblätter sollten ungetrocknet sein, damit sie aufgeklebt werden können, denn wenn sie vertrocknet sind, knirschen sie. Ein ungetrocknetes Blütenblatt verändert seine Farbe: mal sieht man schwarze Blütenblätter, mal helle. Die schwarzen sind nicht getrocknet, sie faulen unter dem Klebeband ein bisschen, und deshalb gibt es braune Schattierungen. Wenn Sie zwei oder drei Blütenblätter in einen Stapel kleben, wachsen Kleinstlebewesen unter dem Klebeband und das Blütenblatt wird schwarz. Das ist die Farbnuance! Es ist ungefähr so, als ob ein Maler Farben mischte, aber ich mache es auf solche Weise. Ich habe noch niemanden gesehen, der so vorgeht, und ich liebe diesen Ansatz. Hier sind auch die Blumenposter. Ich hatte große Poster, auf denen ich interessante Stellen auswählte und Fragmente ausschnitt. Dann habe ich sie collagiert, Blumenbänder, Blumentaschen, Ikebana, Fragmente von Grußkarten, Bonbonschachteln und Dekorationen für Blumensträuße hinzugefügt. Ich habe so eine Collage bekommen, die mit den Topfpflanzen und den Sträußen im Kaffeehaus "Tschechow" zusammenpasste. Alles in allem sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt!⠀⠀Wenden wir uns nun dem zweiten Thema "'NO' - Minimalismus" zu: 36 Kartons. Ich mag Pappe als Stil. Es sieht aus wie 40x40, aber es ist gar kein einfaches Quadrat. Ich habe diesen Schnitt mit einem Messer auf einer Kartonschablone ausgeschnitten. Dies sind zum Beispiel Schreibwarenschachteln. Ich brauchte etwa 150 identische Farbkästen. Ich traf Vereinbarungen mit 13 Schreibwarengeschäften, die mich mit diesen Schachteln versorgten. Ich habe mit ihnen auf verschiedene Weise improvisiert und das Format angepasst.⠀Was das Konzept betrifft, so basiert das zweite Thema der Ausstellung auf dem spektakulären Verpackungsmaterial. Zu Sowjetzeiten musste die Verpackung aus ockerfarbenem Papier, so genanntem Kraftpapier bestehen. Aber jetzt lässt sich die Welt eine Menge origineller Dinge einfallen, um die Leute zum Kauf zu bewegen. So war das früher mit dem Geschenkpapier i]Anm.: zeigt auf "NO" Papier[/i. "NO" ist der Name eines Unternehmens, das Massenkarton für Zeichner produziert, 70x100cm. Ich habe ein paar große Bögen davon genommen und genau die schadhaften Stellen herausgesucht. Stellen Sie sich einen Moment lang vor, Sie tragen große Kartons ohne Aufzug in den obersten Stock. Irgendwo bleibt man am Geländer hängen, irgendwo lässt man sie runterfallen, irgendwo sieht sie ein kleiner Junge von nebenan, fasst sie an und macht sie kaputt, irgendwo kaut vielleicht ein Hund darauf herum. Hinzu kommen der Transport aus einer anderen Stadt und die Verladung in einen Güterwagen. Und so habe ich all diese Defekte tatsächlich beseitigt. Ich habe alle defekten Stellen herausgerissen: Ich habe sie entweder abgerissen oder mit einer krummen Schere abgeschnitten, um sie ungleichmäßig zu machen. Oder ich habe sie mit einem langen Nagel entlang der Fasern geschnitten, um einen ungleichmäßigen Effekt zu erzielen. Wie der große Meister, der österreichische Künstler Edis Reich Hundertwasser, zu sagen pflegte: "Die gerade Linie ist vom Teufel". Natürlich darf man diese Worte nicht wörtlich nehmen, aber wenn es um Abstraktion geht, ist das genau das, was es ist. Danach habe ich sie mit einem Bügeleisen aufgeklebt. So entsteht diese Art von Abstraktion. Man könnte sagen, das Konzept ist das, was den Minimalismus ausmacht. Es ist, wenn die Werke aus minimalen Materialien bestehen: Schwarz und Weiß, Karton und Packpapier. Solche Werke sind leicht zu verstehen und bedürfen keines großen Kommentars.⠀⠀A: Vielen Dank, dass Sie die Feinheiten und Details Ihrer Arbeit uns verraten haben. Es ist offensichtlich, dass Sie sich viele Gedanken gemacht und viel Mühe in Ihre Arbeit investiert haben. Soweit wir wissen, wird es in diesem Jahr mindestens zwei weitere Veranstaltungen mit Ihrer Beteiligung in der Stadt geben. Werden Sie sich weiter an dem Thema der heutigen Ausstellung arbeiten oder wird es etwas Neues sein?⠀⠀W: Das ist ein ganz anderes Konzept. Ich würde es gerne während der Ausstellung präsentieren. Es sollte eine Überraschung sein. Höchstwahrscheinlich wird das Thema "Scherengrafik" lauten. Es handelt sich um grafische Werke, die auf Scheren aus der Sowjetzeit basieren.⠀⠀A: Einverstanden, wir wollen unseren Lesern nicht alle Karten auf den Tisch legen. Sie sollen kommen und alles mit eigenen Augen sehen. Ich danke Ihnen für ein angenehmes Gespräch. Und wir wünschen Ihnen weiterhin kreativen Erfolg und unerschöpfliche Inspiration.⠀⠀Weitere Veranstaltungen mit dem Krasnodarer Künstler Valeriy Skripchenkov finden Sie auf seiner Facebook-Seite unter www.facebook.com/valerasvidetel
Letzte Änderung: 2 Jahre 11 Monate her von Alina Podschibjakina.
2 Jahre 11 Monate her #4777

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Liebe Alina, es freut mich sehr, dass ihr wieder aktiv seid für unser Kulturforum! Und dir persönlich vielen Dank für dieses Interview mit dem Künstler, ein ausführliches Interview, in welchem die Motivation, der Ursprung und die Technik gut ins Licht gerückt wird. Aufgrund deines Interviews würde ich den Künstler gerne kennen lernen. Vielleicht lässt sich das bei einem Besuch in Krasnodar arrangieren?
Hast du Fotos gemacht? Darfst du diese hier veröffentlichen?
Herzliche Grüße aus Karlsruhe
Manfred Czychi
2 Jahre 11 Monate her #4785

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